Silber: Die Metamorphose vom Industrierohstoff zur Währung

Von Jan Weigelt

Auch der August war saisonuntypisch geprägt von signifikant steigenden Gold- und Silberpreisen. Doch die monetären Edelmetalle stiegen nicht nur in den normalerweise schwachen Sommermonaten an, sondern entwickelten sich auch diametral entgegengesetzt zu den Aktien- und Rohstoffmärkten. Sogar bei den Edelmetallen selbst gab es starke Unterschiede in der Wertentwicklung. Während der Goldpreis auf Eurobasis seit Jahresbeginn 25% anstieg, konnte sich der Platinpreis nur um 0,8% verteuern. Dies führte dazu, dass Gold nun erstmals teurer ist als Platin. Der Silberpreis konnte trotz der heftigen Korrektur im Mai seit Jahresbeginn sogar 31% zulegen, während der Preis für Palladium um 7% nachgab. Der breite Rohstoffindex CRB notiert ebenso wie die Aktienmärkte seit Jahresbeginn deutlich im Minus.

Um zu verstehen, warum die Preisentwicklung für monetäre Edelmetalle, Aktien und andere Rohstoffe momentan so stark differiert, muss man die Kaufintentionen der Investoren hinterfragen. Bei Rohstoffen und Aktien spielen nach wie vor die Konjunkturentwicklung respektive die Unternehmensgewinnentwicklungen die entscheidende Rolle. Da momentan weder die Konjunkturaussichten noch die im Zuge einer Wirtschaftsabschwächung zu erwartenden Gewinnentwicklungen der Unternehmen positiv sind, verkaufen Anleger vermehrt Aktien und konjunktursensible Rohstoffe. Dadurch werden auch die Preise für Palladium und Platin belastet, die hauptsächlich in der stark zyklischen Automobilindustrie verarbeitet werden.

Gold unterschied sich in diesem Zusammenhang schon immer hinsichtlich seiner Kaufintention von derjenigen klassischer Rohstoffe. Das nahezu unzerstörbare Metall wird zwar nach wie vor zu gut der Hälfte in der Schmuckindustrie verarbeitet, doch gerade in Zeiten großer politischer und ökonomischer Unsicherheit fungiert Gold als „sicherer Hafen“ und alternative Reservewährung. So konnte der Goldpreis bereits während der Marktturbulenzen in Folge der Lehman-Pleite 2008 nach einem kurzen Rücksetzer stark profitieren, anders als zum Beispiel Silber.

Das weiße Edelmetall kommt nach wie vor hauptsächlich in der Industrie in zahlreichen Anwendungen zum Einsatz und spielt natürlich auch als Schmuck- und Legierungsmetall eine Rolle. Daher rührt die Konjunktursensitivität, die 2008 zu massiven Preisrückgängen bei Silber im Zuge der Rezession führte. Doch schon damals war neben der rückläufigen Industrienachfrage eine förmlich explodierende Nachfrage nach Silber-Münzen und -Barren, also Anlagesilber, zu beobachten.

Nachdem Silbermünzen ab 1965 auch in den USA aus dem Geldkreislauf entfernt wurden, spielte das Weißmetall als Geld im Alltag der Menschen kaum noch eine präsente Rolle. Dennoch ist die Jahrtausende alte Geldfunktion des Silbers im kollektiven Gedächtnis der Menschheit erhalten geblieben. Mit jeder neuen Eskalationsstufe der globalen Schulden-, Währungs- und Wirtschaftskrise bei gleichzeitig explodierenden Goldpreisen steigt die Nachfrage nach Silber zu Anlagezwecken und als Währungsalternative sprunghaft an. Für viele Investoren ist Gold nominal schlicht zu teuer geworden. Silber steht hingegen unter dem Aspekt der Leistbarkeit als Währungsalternative zu US-Dollar, Yen, Euro, Schweizer Franken etc. nach wie vor breiten Käuferschichten zur Verfügung. Bislang hat zwar nur ein Bruchteil der Bevölkerung von dieser preiswerten Alternative zum Gold Gebrauch gemacht, aber dies ändert sich allmählich, wie die auch bei uns stark zunehmende Nachfrage speziell nach Silber zeigt. Setzt sich dieser Trend fort, hat die Nachfrage nach Silber als Geldalternative das Potenzial, die Industrienachfrage in den nächsten Jahren zu übersteigen, mit entsprechend positiven Preisimplikationen.

Im Zuge der Metamorphose – oder besser gesagt der Renaissance – des Silbers vom Industrierohstoff zum Währungsmetall erwarten wir auch die Annäherung an das historisch gültige und objektiv gerechtfertigte Gold/Silber-Preisverhältnis von unter 15 (aktuell ca. 44).

Aktuelle Marktlage

Der Goldpreis erreichte in der Berichtsperiode sowohl in US-Dollar als auch in Euro neue historische Höchststände. Die Unze Gold (31,1g) kostet aktuell 1.884 US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg zum Vormonat von +13,2% und zum Vorjahr von +50,7%. In Euro notiert die Unze Gold aktuell bei 1.302,24 Euro. Ein Wertzuwachs von +11,1% gegenüber Vormonat und +33,5% gegenüber Vorjahr (Datenstand: 4. September).

Der Silberpreis kann nach Abschluss der erfolgreichen Konsolidierungsphase seit Mai seinen Preisanstieg in Richtung des historischen Hochs von 50 US-Dollar je Feinunze weiter fortsetzen. Wir erwarten das Überwinden dieser vor allem psychologisch bedeutsamen runden Preismarke noch in diesem Jahr. Silber bleibt mit einer Jahresperformance auf Eurobasis von +97,7% und einer Monatsperformance von +14% eines der erfolgreichsten Investments überhaupt. Das Erreichen und Überwinden der Marke von 50 US-Dollar sollte auch für Euro-Investoren weitere starke Wertzuwächse bedeuten, da im Zuge der zu erwartenden Eskalation der Euro-Krise im Winterhalbjahr 2011/2012 mit einer signifikanten Abwertung des Euro zu rechnen ist.

Aktuell notiert eine Unze Silber (31,1g) bei 43,24 US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg zum Vormonat von +15,87% und zum Vorjahr von +120,4%. In Euro notiert die Unze Silber aktuell bei 30,44 Euro (Datenstand: 4. September).

Wie bereits in den vergangenen Monaten korrelierte die Platzierungsdynamik bei SOLIT 2 eng mit der Eskalationsdynamik der Schuldenkrise und der zunehmenden Ohnmacht der politischen Akteure. So investierten im August Anleger weitere 6,2 Mio. EUR in die „SOLIT 2. Gold und Silber“, nach 4,82 Mio. EUR im Juli. Dies entspricht einer Steigerung von +145% gegenüber dem Vorjahresmonat.

Ähnlich stürmisch entwickelten sich die Absätze bei den Münzprägeanstalten dieser Welt. Exemplarisch betrachten wir die Verkaufsdynamik bei der größten staatlichen Münzanstalt, der US Mint:

Obwohl der August 2010 bereits der absatzstärkste August in der Geschichte der US Mint war, stieg die Nachfrage nach US Silver Eagle in diesem Jahr um weitere 50,1% gegenüber Vorjahr an. Dennoch besitzt nach der Demonetarisierung des Silbers nur ein Bruchteil der amerikanischen Bevölkerung physisches Silber (vor dem Jahr 1900 betrug der Anteil von Silber-Besitzern nahezu 100% der Bevölkerung). Nach wie vor ist Silber als Zahlungsmittel in der Verfassung der Vereinigten Staaten verankert. In mehreren Bundesstaaten laufen aktuell Gesetzesinitiativen zur Autorisierung als legales Zahlungsmittels nach dem Vorbild des Bundesstaates Utah, in dem dies bereits vor einigen Monaten erfolgte.

Nach wie vor existiert unter Berücksichtigung aller Fakten keine Preisblase bei Gold und Silber. Im Gegenteil ist im Zuge der hochinflationären Geldpolitik – flankiert von ebenso verzweifelter Fiskalpolitik diesseits und jenseits des Atlantiks – mit dem Zerfall des Eurosystems voraussichtlich noch im Jahr 2012 und einer breiten Abwertung des US-Dollars zur Schuldentilgung zu rechnen. Bleiben Sie investiert, denn genau für ein solches Szenario befinden sich die physischen Edelmetalle in Ihrem Besitz, zum Schutz Ihres Vermögens und zum Erhalt Ihrer wirtschaftlichen Freiheit. Intelligente „Exit-Strategien“  für Silber und später Gold werden wir Ihnen zu gegebener Zeit in einer Themenserie vorstellen. Ein solcher „Exit“ wird jedoch erst zu sehr viel höheren Notierungen sinnvoll erscheinen.

Quelle: Solit

 

in-silber-investieren.de


Aktualisiert am 27. September 2011 | Tags: , , , ,