Aktuelle Preisentwicklung bei Gold & Silber

Von Jan Weigelt

Die aktuelle Entwicklung am Goldmarkt ist von gegenläufigen Impulsen geprägt. Einerseits litt der physische Absatz im ersten Quartal unter dem Streik der indischen Goldhändler. Diese hatten als Reaktion auf die Verdoppelung der indischen Gold-Importzölle die Arbeit niedergelegt. Die offizielle Begründung für diese Maßnahme der indischen Regierung ist das Bestreben, die Verschlechterung der indischen Handelsbilanz zu unterbinden. Indien ist der weltweit größte Importeur von Gold. Allerdings ist China dabei, Indien diese Position streitig zu machen. Dir Goldnachfrage im Reich der Mitte stieg zuletzt auf einen neuen Rekordstand.

Auf der anderen Seite bedeutet das Wiederaufleben der Euro-Schuldenkrise anziehende Nachfrage nach physischen Edelmetallen von Seiten der Investoren. So konnte während der jüngst erfolgten Korrektur an den Aktien- und Rohstoffmärkten Gold seinen Status als sicherer Hafen – speziell in Euro – unter Beweis stellen und mit relativer Stärke punkten. Das Fundament für weiter anziehende Notierungen in der Gemeinschaftswährung nach der temporären Korrekturphase während der letzten Monate ist gelegt. Vor allem die negativen Realzinsen, die weiterhin überreichliche Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken sowie die unvermeidbare Eskalation der Euro- und Staatsschuldenkrise werden das glänzende Edelmetall in den kommenden Monaten wieder verstärkt in den Fokus der Anleger rücken.

Eine Unze Gold (31,1 g) kostet aktuell 1.270 Euro. Dies entspricht einem Preisrückgang zum Vormonat von 10 Euro bzw. 0,8%. Zum Vorjahr verzeichnet das gelbe Edelmetall nach wie vor einen signifikanten Anstieg in Höhe von +24,7%. (Datenstand: 13. April 2012).

 

Silberpreis mit bullischer Konsolidierungsflagge

Der Silberpreis befindet sich nach wie vor in einer Konsolidierungsphase – einer sogenannten Flaggenformation, die einer an einem Mast hängenden Flagge ähnelt (siehe Chart unten). Die technische Interpretation dieser Formation, resultierend aus den empirischen Daten der letzten Jahrzehnte, ist sehr positiv (engl. bullish).  Wann der Silberpreis aus der Flagge nach oben ausbricht, ist jedoch schwer zu prognostizieren. Hier gibt die aufstrebende Unterstützungslinie einen Anhaltspunkt (untere diagonale Linie). Spätestens, wenn die obere Widerstandslinie der Flagge und die mittelfristige Unterstützungslinie den Silberpreis in einen Keil treiben, steht der Ausbruch kurz bevor.

Auf der physischen Seite hielten sich die Investoren zuletzt mit Neuengagements zurück. Dennoch bleiben die Fundamentaldaten sowie die technische Verfassung des Marktes positiv. Wir gehen davon aus, dass der Silberpreis mit dem Goldpreis seinen primären Aufwärtstrend fortsetzen und die technischen Widerstandsmarken überwinden wird, um anschließend neue zyklische Höchstpreise anzustreben.

Eine Unze Silber (31,1 g) notiert aktuell bei 24,60 Euro und damit -3,55% niedriger als noch vor Monatsfrist. Gegenüber der Vorjahresperiode (damals touchierte Silber gerade ein Rekordpreisniveau) weist Silber für Euro-Investoren einen Preisvergünstigung von aktuell 15% auf (Datenstand: 13. April 2012).

Wir gehen davon aus, dass die Aufwärtstrends bei Gold und Silber in Takt bleiben und sich die Notierungen insbesondere in Euro im Zuge der unvermeidbaren Eskalation der Euro- und Staatsschuldenkrise noch im Jahr 2012 signifikant erhöhen werden. Der fundamentale Grund für diese Annahme ist die bisherige Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank, die unter der Führung des Italieners Mario Draghi immer weniger Hemmungen zeigt, die Notenpresse zur Stützung südeuropäischer Staaten und europäischer Banken einzusetzen.

In Kombination mit den gleichzeitig rekordniedrigen Leitzinsen von nur einem Prozent führt diese Politik zu Kapitalfehlallokationen und einer Überschussliquidität in Europa von aktuell ca. 1.500 Mrd. Euro. Noch wirkt dieses Geld nicht vollumfänglich preistreibend (nur in Teilmärkten, wie den spekulativ getriebenen Rohstoff- und Immobilienmärkten, speziell in Deutschland). Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die EZB gezwungen ist, ihren geldpolitischen Kurs noch weiter auszudehnen, um ein Auseinanderbrechen der Eurozone und / oder den Bankrott des spanischen und italienischen Bankensystems zu verhindern. Im Zuge dieser neuen Eskalationsstufe wird das Vertrauen in den Euro und die Seriosität der EZB weiter abnehmen, was unmittelbar zu einer sprunghaft erhöhten Nachfrage nach den Geldmetallen Gold und Silber führt.

Wir empfehlen Ihnen dringend, sich nicht von der aktuellen politischen Rhetorik, die Eurokrise beruhige sich, irritieren zu lassen – das Gegenteil ist leider für jeden aufmerksamen Beobachter offensichtlich der Fall. Die Konsequenz wird nach unserer festen Überzeugung ein dramatischer Kaufkraftverlust der Gemeinschaftswährung Euro und in der Endkonsequenz ein in den ökonomischen Ungleichgewichten der Mitgliedsstaaten begründetes Auseinanderbrechen der Eurozone in ihrer jetzigen Form sein.

Quelle: Solit


Aktualisiert am 25. April 2012 | Tags: , , ,