Deutsche Bundesbank diskreditiert

Von Jan Weigelt

„Die überraschende Rücktrittsankündigung des Bundesbankchefs und vormaligen Anwärters auf den Vorsitz der Europäischen Zentralbank (EZB), Axel Weber, muss nun in einem erweiterten Kontext gesehen werden. Weber war als sogenannter geldpolitischer Falke bekannt, also ein Verfechter geldpolitischer Stabilität und Unabhängigkeit. Mit seinen Ansichten, die konsequent an der Tradition der Bundesbank ausgerichtet waren, machte er sich zuletzt Feinde, als er vor den Folgen der massiven Geldmengenausweitung durch Staatsanleihekäufe durch die EZB warnte. Zum 1. April wird der promovierte Wirtschaftswissenschaftler freiwillig vorzeitig aus dem Amt ausscheiden. Eine Begründung gab Weber nicht ab. Die jüngsten Enthüllungen liefern eine Erklärung.

Was war passiert?

Am 9. Mai 2010 richteten die 27 Mitglieder der EU den Euro-Rettungsfonds „European Financial Stability Facility“ (EFSF) ein. Die effektive Hilfskapazität dieses Fonds beträgt 250 Mrd. €. Bis dato wurden lediglich Irland Hilfen aus diesem Fonds gewährt – in Höhe von 17,5 Mrd. €. Das Rettungspaket für Griechenland in Höhe von 110 Mrd. € aus dem Mai 2010 wurde von den Mitgliedsstaaten und dem IWF noch ohne Rettungsfonds durch bilaterale Notkredite finanziert.

Darüber hinaus kaufte die EZB bis Ultimo Januar im Gegenwert von 82 Mrd. € Staatsanleihen aus Spanien, Portugal, Irland und Griechenland auf.

Wie im Dezember letzten Jahres bekannt wurde, gewährten aber auch die nationalen Notenbanken Irlands und Portugals ihrem Bankensystem ohne Rücksprache mit der EZB Notkredite im Volumen von >50 Mrd. €. Im Falle Irlands entsprachen die Hilfen ca. 30 % der gesamten irischen Wirtschaftskraft eines Jahres.

Weber hatte diese Anleihekäufe in „astronomischer Höhe“ scharf kritisiert. Das neu geschaffene Kreditgeld entlaste zwar die stark angespannte Refinanzierungslage der Schuldenländer, berge aber enormes Inflationspotenzial (das Notenbankgeld wird via Geldschöpfungsprozess aus dem Nichts erzeugt und führt zu einer Aufblähung der Notenbankbilanzen und einem Anstieg der Geldmenge). Doch nur so war der ökonomische Totalabsturz und der Crash des Finanzsystems nach der Finanzkrise und der folgenden Schuldenkrise abwendbar.

Unfassbarer Tabubruch bei der Bundesbank

Ein genauer Blick in die Monatsberichte der Deutschen Bundesbank enthüllt jedoch noch dramatischere Zahlen als die Statistiken der EZB dies in Sachen Geldmengenausweitung ersichtlich werden lassen. Unter dem Posten „Forderungen innerhalb des Euro-Systems (netto)“ wird ersichtlich, dass die Bundesbank zusätzlich zu der Geldmengenausweitung auf Ebene der EZB sage und schreibe 338 Mrd. € an Kreditgeld erzeugt und dieses europäischen Peripherieländern zur Verfügung gestellt hat (gesamter Bundeshaushalt 2011: 306 Mrd. €). Allein nationalen Zentralbanken, wie der Griechenlands, stellte die Bundesbank 326 Mrd. € zur Verfügung. Vor der Finanzkrise belief sich dieser Posten auf insgesamt lediglich 18 Mrd. €.

Fachleute, wie der Präsident des Münchner ifo-Instituts Hans-Werner Sinn, sind fassungslos. Die Bundesbank hat sich selbst diskreditiert und droht auf einem riesigen Berg uneinbringlicher Forderungen sitzen zu bleiben. Prof. Ansgar Belke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), sieht die europäischen Zentralbanken als Mitverantwortliche für die Überversorgung der Finanzmärkte mit Notenbankliquidität, mit der die Anleihemärkte überschwemmt werden und von dort aus ihren Weg in andere Anlagegattungen finden. Damit tragen die geldpolitischen Protagonisten in Europa, quasi als Schreibtischtäter, auch Mitverantwortung für die explodierenden Nahrungsmittelpreise und Hungeraufstände.

Die Deutsche Bundesbank, schärfster Verfechter von Geldwertstabilität und Transparenz im europäischen Währungssystem, hat die EWWU mit mehr Geld überschwemmt, als alle anderen Mitgliedsstaaten zusammen. Herr Weber konnte diese Tatsache mit seinem Berufsethos nicht mehr vereinen und trat zurück. Was uns allen bleibt, ist die beschleunigte Erosion der Kaufkraft unseres Geldes.

„Wer sein Vermögen schützen will, glaubt gar nichts, sondern rechnet mit allem“

Dieses überlieferte Zitat des Bankengründers Mayer Amschel Rothschild bedarf keiner weiteren Erklärung. Fakt ist, dass die Verantwortlichen für die Kaufkraftstabilität unseres Geldes im Frankfurter Eurotower die Kontrolle zu verlieren drohen. Die Stabilitätspolitik der Bundesbank, auf der auch die Statuten der EZB fußten, ist nicht länger existent. Es ist nun an jedem selbst, sein Vermögen vor der Kaufkraftzerrüttung zu schützen. Die monetären Edelmetalle Gold und Silber sind harte Währungen, die nicht von übereifrigen oder fahrlässigen Zentralbänkern beliebig erzeugt und in Umlauf gebracht werden können. Sie haben ihre Kaufkraft seit Jahrtausenden konserviert.“

Quelle: Solit Kapital GmbH


Aktualisiert am 21. Februar 2011 | Tags: , ,