Gold und Silber werden massiv unterschätzt

Von Jan Weigelt

Auch im April konnten Gold und Silber signifikante Wertsteigerungen verzeichnen. Der Neubewertungsprozess der monetären Edelmetalle als Währungsalternativen gewinnt an Dynamik. Jedoch wird Silber nach wie vor von vielen Analysten als Industriemetall eingestuft und entsprechend bewertet. Dies ist insofern nachvollziehbar, als dass Silber im neunzehnten Jahrhundert seinen Status als Zahlungsmittel, also Geld, einbüßte und fortan „nur noch“ als Rohstoff fungierte. Das gleiche Schicksal ereilte Gold im zwanzigsten Jahrhundert. Dieser Prozess kehrt sich nun durch die beschleunigte Erosion des Vertrauens in die ungedeckten Währungen US-Dollar, Euro, Yen, Britisches Pfund etc. wieder um.

Für den Großteil der Analysten spielt bei der Findung eines „fairen“ Bewertungsniveaus für Gold und Silber jedoch nach wie vor ausschließlich das Gleichgewicht zwischen der Minenförderung, dem Recycling und der Industrienachfrage eine Rolle.

Nach den nun erreichten Preisniveaus haben viele Rohstoffanalysten Probleme, die Bewertungen von Gold und Silber mit dem industriellen Angebots-/Nachfrageverhältnis in Einklang zu bringen. Daher kommen diese Analysten zu dem Schluss, Gold und Silber befänden sich in einer Preisblase. Diese Konklusion ist aus unserer Sicht jedoch falsch.

Der Denkfehler liegt ganz klar in der Reduzierung der monetären Edelmetalle auf ihre Bedeutung für die verarbeitende Industrie (Elektronik, Oberflächenbeschichtung, Kosmetik etc.). Hier steigt zwar die Nachfrage und auch die Zahl der Anwendungen sehr dynamisch mit zweistelligen Wachstumsraten an, aber Wertsteigerungen von 80% und mehr pro Jahr können viele „Experten“ nicht nachvollziehen. Sie fehlinterpretieren die physische Nachfrage von Investoren als spekulatives und lediglich temporäres Phänomen. Diese Nachfrage ist jedoch nicht spekulativ und auch nicht temporär. Im Gegenteil, sie wächst seit mehr als zehn Jahren kontinuierlich, diametral entgegengesetzt zur Solidität der OECD-Staatsfinanzen.

Die Investoren erkennen zunehmend, dass ein Großteil der westlichen Volkswirtschaften unter Einbeziehung sämtlicher Verbindlichkeiten de facto überschuldet ist. Sie realisieren ferner, dass die seit 1971 ungedeckte Weltleitwährung US-Dollar bereits über 90% ihrer Kaufkraft verloren hat und sich dieser Prozess beschleunigt. Sie befürchten zudem, dass die Kunstwährung Euro diesem Umfeld nicht gewachsen ist und vor einer existenziellen Zerreißprobe steht.

Die explodierende Nachfrage nach Gold und Silber resultiert aus einer Umschichtungswelle aus ungedeckten Geldwerten in Währungsalternativen mit einer langfristig positiven Werterhaltungsbilanz. In den kommenden Jahren wird daher eine Nachfragekraft auf die Märkte für monetäre Edelmetalle wirken, die die industrielle Nachfrage übertrifft. Allein die japanische Notenbank (BoJ) hat nach der Erdbebenkatastrophe umgerechnet mehr als 350 Mrd. Euro neu geschaffen und in Umlauf gebracht. Dies entspricht dem aktuellen Gegenwert von 10.000 Tonnen Gold oder vier Jahresproduktionen. Die US Notenbank (FED) hat in den letzten sechs Monaten über 450 Mrd. US-Dollar neu „erzeugt“ und ausgegeben.

Gold und Silber erleben in Folge dessen schlicht und einfach eine Renaissance als alternative Weltwährungen. Da sich dieser Prozess noch in seiner Anfangsphase befindet, ist eine weitere Vervielfachung der Gold- und Silberpreise zu erwarten.

Quelle: SOLIT


Aktualisiert am 2. Mai 2011 | Tags: , , , ,