Vom Schein des Euro und dem Glanz des Goldes

Von Jan Weigelt

Kritiker des Goldes argumentieren oftmals, dass hinter dem Wert des gelben Metalls nichts als Aberglaube stünde, gestützt auf religiöse Symbolik, optische Ästhetik und Jahrtausende alte Gewohnheit. Zum Glück bliebe uns derartiger Aberglaube bei der Gemeinschaftswährung Euro erspart. Der Wert unseres gesetzlichen Zahlungsmittels gründe sich auf die Stabilitätskriterien der europäischen Verträge und die Unabhängigkeit der Währungshüter der EZB. Damit könne man Gold getrost vergessen. Oder doch nicht? Nun, die Ereignisse der letzten Monate und mittlerweile Jahre lassen uns die Worte des irischen Dramatikers George Bernard Shaw ins Gedächtnis rufen:

„Sie haben die Wahl zwischen der natürlichen Stabilität von Gold und der Ehrlichkeit und Intelligenz der Regierungsmitglieder. Und mit allem notwendigen Respekt für diese Gentlemen, ich rate Ihnen, solange das kapitalistische System währt, entscheiden Sie sich für Gold“.

Das Problem ist, dass die heute lebenden Generationen nahezu ausschließlich mit existierendem Vertrauen in unsere gesetzlichen Zahlungsmittel aufgewachsen sind und nichts anderes kennen. Und damit sind sie in den letzten Jahrzehnten ja vermeintlich auch nicht schlecht gefahren, bezogen auf die relative Kaufkraftstabilität von D-Mark und Euro. Die Weisheiten eines längst verstorbenen irischen Dichters verhallen daher nahezu ungehört.

Leider ereilt unser heutiges ungedecktes Währungsregime schleichend das gleiche Schicksal wie vor ihm jedes ungedeckte Währungssystem der Menschheitsgeschichte, es zerfällt. Dieser Prozess geht allerdings so langsam vor sich, dass er den Menschen im Alltag kaum auffällt. Ein Euro bleibt doch ein Euro, sagt man. Schaut man jedoch genauer hin, stellt man fest, dass sowohl die Fiskalpolitiker in den Regierungen als auch die Geldpolitiker in den Notenbanken längst in den absoluten Währungskrisenmodus gewechselt sind. Da werden Verträge gebrochen, Statistiken geschönt, juristische Schlupflöcher zu Kratern ausgeweitet, hemmungslos Geld gedruckt und gelogen, dass sich die Balken biegen. Der Kitt, der den Anschein der Normalität zusammenhält, ist aus schierer Verzweiflung gemacht. Das sehr starke Motiv hinter diesen, zum Teil grotesk anmutenden Verzweiflungstaten, ist der Gewinn von Zeit – basierend auf dem naiven Glauben, dass man die Schuldenprobleme und die Spannungen im Euro-System einfach aussitzen oder aus ihnen herauswachsen kann. Der unvermeidliche Zusammenbruch des Euro-Systems in seiner jetzigen Form wird sich dadurch jedoch lediglich etwas hinauszuzögern – koste es was es wolle.
Wer allerdings nun abwartet, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist, um überzeugt zu sein oder wer bei Gold und Silber noch auf ein „Schnäppchen“ wartet, der pokert sehr hoch – mit einem schlechten Blatt.

Daher raten wir Ihnen, nicht auf die pure Hoffnung zu spekulieren, dass alles wieder gut wird. Tauschen Sie lieber so viele Euro-Scheine wie möglich in glänzendes Gold und Silber, besser ein Jahr zu früh als eine Stunde zu spät.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine geruhsame und besinnliche Vorweihnachtszeit!

Quelle: Solit Kapital


Aktualisiert am 1. Dezember 2011 | Tags: , ,