Die EZB und ihre Milliardenflut

Von Daniel Prokoph

Es ist wie auf einem Basar, was die EZB mit den Finanzmärkten treibt. Zwar tönen die obersten Währungshüter nicht wie die Schreier auf den heimischen Wochenmärkten und doch hat es den Anschein, als gebe die EZB ihr letztes Geld und wer zugreift, bekommt etwas geschenkt. Einfach gesagt, verschenkt die EZB Geld, doch bekommen können es nur die Banken.

Nahezu 500 Mrd. Euro vergab die EZB im Dezember unter die Banken, eine Summe die fast 50 Prozent über dem Deutschen Bundeshaushalt liegt. Ganz geschenkt wird das Geld den Banken freilich nicht, aber der Schleuderzins von 1 Prozent erweckt genau diesen Eindruck. Diese Woche war das Interesse am billigen Geld der Notenbank sogar noch einmal höher als im Dezember und die Banken dürfen sich über mehr als 500 Mrd. Euro frisches Geld freuen.

Solche Notenbank Tender sind an sich normal, nur werden sie sonst für ein paar Wochen oder Monate begeben. Was steckt nun hinter der Idee, den Banken das billige Geld für drei Jahre zur Verfügung zu stellen? Die Kreditinstitute sollen das förmlich nachgeworfene Geld in Staatsanleihen der Eurokrisenstaaten investieren und so die Refinanzierungskosten dieser Länder auf einem kalkulierbaren Niveau halten.

Bei den gerade begebenen Italienischen Staatsanleihen bekommen die Banken so einen Zins in Höhe von knapp 4 Prozent. Neben den attraktiven Zinsplus gegenüber den zu zahlenden Zinsen an die EZB, ist das Geschäft für die Finanzinstitute doppelt interessant. Diese gerade erworbenen Anleihen, die nicht jeder als sicher einstuft, können bei der EZB als Sicherheit hinterlegt werden, um an neues Geld zu kommen, wie diese Woche geschehen.

Dieses Konstrukt der EZB hat einen riesigen Strudel in Gang gesetzt. Die aberwitzigen Beträge wollen schnell und zu einem möglichst attraktiven Zins angelegt sein. Zunächst konnten die Banken auf Teufel komm raus in die Staatsanleihen der Krisenländer investieren. Doch so langsam sanken die Renditen ob der hohen Nachfrage. Als nächstes Objekt der Begierde entdeckten die Banken den Bereich der Pfandbriefe und dann die Unternehmensanleihen. Zunächst wurden in dieses Bereichen die kurzfristigen und allmählich die mittleren Laufzeiten abverkauft. Zum Schluss fließt das billige Geld nun wieder, wie man eindrucksvoll in den letzten Wochen beobachten kann, in den Aktienmarkt. Gefragt sind jetzt wieder Anlageklassen, die zwar ein deutlich höheres Risikoprofil aufweisen, dafür aber Chancen auf deutlich höhere Renditen bieten wie Aktien oder Rohstoffe.

Da sich in diesem Umfeld auch die Stimmung aufhellt, rechnen aktuell viele Analysten nur noch mit einem leichteren Abschwung und einem Ausbleiben der Rezession. In Deutschland hatten wir in der Krise bedingt durch die Reformen der letzten Jahre im Vergleich zu unseren europäische Partnern sowieso paradiesische Verhältnisse. Aber nun zeigen auch die amerikanischen Wirtschaftsdaten deutlich positivere Tendenzen und die Schwellenländer erhöhen die Schlagkraft beim Wachstum.

Die EZB im Übrigen genauso wie die US Notenbank oder die Währungshüter aus Japan setzen auf das Motto „viel hilft viel“. Doch wie lange kann das gut gehen? Zunächst einmal müsste sich für einen dauerhaften Anstieg der Märkte  die wirtschaftliche Situation der Krisenländer deutlich erholen. Danach sieht es aber leider bei all den Bemühungen noch gar nicht aus. Bei aller Geldflut werden sich die Märkte daher nicht nur noch in eine Richtung bewegen. Spätestens, wenn die Nachfrage nach billigem Geld der Notenbanken und neuen Bonds abnimmt, wächst die Zinsdifferenz zwischen vermeintlich guten und schlechten Schuldnern wieder deutlich an und führt unweigerlich zu einem neuen Aufkeimen der Schuldenkrise. Darauf weisen auch die viel gescholtenen Ratingagenturen permanent und zwar in der Art und Weise fragwürdig aber im Kern vollkommen richtig hin.


Aktualisiert am 2. März 2012 | Tags: , , ,