Japan lässt die Maske fallen

Von Jan Weigelt

In der Tradition des japanischen No-Theaters führen die politischen Protagonisten in Tokio derzeit ein Stück aus dem klassischen Themenbereich, das ‚Drama vom Wahnsinn‘, auf. Es geht um das öffentliche Eingeständnis, dass die japanische Wirtschafts- und Geldpolitik der letzten Jahrzehnte gescheitert ist.

Die Weltrekordverschuldung des Staates in Höhe von fast 250% des Bruttoinlandsproduktes (BIP), in den letzten 20 Jahren durch wahnwitzige Ausgabenprogramme entstanden, konnte das Verharren in der wirtschaftlichen Stagnation nicht verhindern. Doch statt Sparprogramme zum Schuldenabbau werden nun noch größere Stimulusprogramme aufgelegt. Nach dem Motto: Mehr hilft mehr.

Da das Geld dafür schlicht nicht im Staatssäckel vorhanden ist, wird im April gleich noch der Notenbankchef ausgetauscht, damit die Finanzierung via Notenpresse sichergestellt ist. Der Schuldenstand spielt keine Rolle mehr. Japan braucht Wachstum – koste es was es wolle.

Das ‚Land des Lächelns‘ lässt damit als erste bedeutende Volkswirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg die Maske der Seriosität fallen und offenbart eine desillusionierte Fratze, die zum Erschrecken Aller auch noch Tabus sichtbar werden lässt: Sparen ist Illusion, Wachstum gibt es nur noch aus der Notenpresse und eine stabile Währung ist im Interesse der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unerwünscht.

Bisher war das Aussprechen derartiger Wahrheiten im Politikbetrieb der Industriestaaten absolut tabu. Im Übrigen: Wir reden hier nicht über einen Drittweltstaat, sondern über die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt.

In den USA, die in Bezug auf die Gesamtverschuldung ebenfalls längst bankrott sind, vernebelt man die lebenserhaltenden ‚Geldspritzen aus der Notenpresse‘ noch verharmlosend mit dem technisch klingenden Begriff „Quantitative Easing Programs“. Dabei tut man in Washington genau das, wofür man jetzt in Tokio als Währungskriegstreiber tituliert wird: Man bezahlt die viel zu hohen Rechnungen mit der digitalen Notenpresse.

Jetzt, wo die Maske der (geldpolitischen) Zurückhaltung endgültig abgelegt ist, wird der Währungskrieg offen ausgetragen. Verlierer ist der, der am wenigsten Geld druckt. Wie lange will die EZB wohl in diesem Krieg der Verlierer sein? Die Gewinnerwährungen stehen hingegen schon fest: Gold und Silber, denn man kann sie nicht wie Banknoten in beliebiger Höhe drucken.

Quelle: Solit


Aktualisiert am 27. Februar 2013 | Tags: ,