Gold und Silber: Aktuelle Marktlage

Von Jan Weigelt

Saisonal untypisch konnten die monetären Edelmetalle ihre Bewertungen weiter dynamisch ausbauen. Der Goldpreis stieg über die psychologisch wichtige Marke von 1.500 US$ und notiert aktuell bei 1.563 US$. In Euro stieg der Goldpreis auf ein Niveau von aktuell 1.050 € (Stand 2. Mai).

Silber touchierte erstmals seit 31 Jahren die alte Höchstmarke aus dem Jahr 1980 bei knapp 50 US$. Aktuell notiert das weiße Edelmetall bei 47 US$. In Euro kostet 1 Unze Silber nun 31,50 € (Stand 2. Mai).

Bei der Betrachtung des obigen Silbercharts liegt der Eindruck nahe, Silber befände sich in einem fahnenstangenartigen Anstieg, dem das gleiche Schicksal wie der Bewegung 1979 bis 1980 drohen könnte. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die dargestellten Preise nicht um die jährliche Teuerungsrate bereinigt sind. Kaufkraftbereinigt befindet sich das Allzeithoch aus dem Jahre 1980 bei aktuell ca. 143 USD/Unze, also ca. 200% über dem aktuellen Kursniveau.


Gold erreicht sein bereinigtes Hoch erst bei ca. 2.400 USD. Der Ölpreis ist über sein preisbereinigtes Niveau bei 99,11 USD sogar bereits weit hinaus (aktuell 123 USD/Barrel, 1980 nominal 37,42 USD/Barrel).

Des Weiteren haben sich die überirdischen Silberlagerbestände seit 1980 um über 90% reduziert (industriell verbraucht und entsorgt). Silber ist dadurch heute in überirdischen Lägern seltener als Gold. Im gleichen Zeitraum hat sich die globale Geldmenge (USD, YUAN, YEN etc.) versechzehnfacht.

Auch heute sinken die kommerziellen Lagerbestände bei Silber entgegen dem allgemeinen Trend bei Industriemetallen (Gold, Kupfer, Aluminium etc.) weiter:


1980 wurde der Silbermarkt von den Gebrüdern Hunt beherrscht, heute investieren Millionen von Investoren unabhängig voneinander. Damals scheiterten die Hunts an gravierenden Regeländerungen an den Terminmärkten (es durften ab dem 18. Januar 1980 nur noch Silberterminkontrakte liquidiert werden). Heute investiert ein Großteil der Investoren daher konsequent nicht via Terminmarkt, sondern ausschließlich physisch. Eine echte physische Angebotsknappheit für die Industrie (Shortage) ist damit vorprogrammiert.

Eine Indikation dafür lässt sich bereits heute an der Terminmarktkurve ablesen. Für kurzfristig lieferbares physisches Silber muss mehr bezahlt werden, als für Terminkontrakte in der Zukunft (Backwardation Situation). Dies ist sehr ungewöhnlich, da die Zukunftslieferkontrakte, bedingt durch Lager-, Versicherungs- und Zinskosten, normalerweise deutlich teurer sind als die Spotpreise (Contango Situation).

Als Laie könnte man die  Backwardation-Kurve so interpretieren, dass der Preis in Zukunft ja fallen müsse. Dies ist jedoch falsch, da sich das gesamte Kurvenniveau hebt und nur die Kurvenstruktur entscheidend ist. Zudem passen sich die längeren Laufzeiten mit Näherrücken des Liefertermins dem Spotpreis an (der Dez. 2015 Kontrakt kostete noch Anfang April 36,76 USD, aktuell schon 47,70 USD).

Sehr beeindruckend widerlegt wird die These, es gäbe eine spekulative Blase bei Gold und Silber durch die aktuelle Struktur der Terminmarktengagements der Spekulanten. Anders als von vielen Analysten und „Experten“ behauptet, zeigen die jüngsten Statistiken der Terminmarktaufsichtsbehörde CFTC  einen signifikanten Rückgang des spekulativen Exposures bei Silber, während gleichzeitig der Preis explodierte:

Auch Gold zeigt keinerlei spekulative Exzesse am Terminmarkt:

Zum Vergleich dazu die Situation bei Rohöl:

Die Erklärung für dieses Phänomen ist einfach: Die physische Edelmetallnachfrage nach Barren und Münzen erzeugt den Preisdruck, nicht kurzfristig agierende Terminmarktakteure.

Wie stark sich die physische Silbernachfrage aktuell darstellt, zeigt auch die Entwicklung der Silbermünzabsätze der staatlichen Prägeanstalt US Mint:

Mittlerweile setzt die Münzanstalt sogar in absoluten Dollar-Beträgen mehr Silber als Gold ab. Dies gilt übrigens auch für die großen Edelmetall-ETF, den Sprott Physical Silver/ Gold Trust, den Sound Monetary Fund of Canada und auch für SOLIT 2 (in Euro-Beträgen). Auf Ebene der Notenbanken und Sovereign Wealth Funds (Staatsfonds) dominiert nach wie vor Gold. Silber ist für deren Anlagevolumina schlicht zu niedrigpreisig und der Markt zu klein.

Quelle: Solit


Aktualisiert am 2. Mai 2011 | Tags: , , ,